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Kaum zu glauben, so langsam tut sich was in Richtung Abstillen. Alexander ist inzwischen gute 16 Monate alt und die Botschaft kommt langsam an, denn auf die harte Tour wollte ich es nicht durchziehen. Eine “ungünstige” Begebenheit hat die Sache dann doch ein wenig beschleunigt und nun haben wir eine erste stillfreie Nacht hinter uns! Doch wie kam es nun dazu?

Die Ausgangssituation mit Schreiattacken hatte ich bereits beschrieben, genau wie unseren Ansatz in Richtung Abstillen ohne harten Entzug. Der Papa hat also zunächst eine Weile nur Alexander ins Bett gebracht, ich habe mit Sophia im Nähkeller ausgeharrt und sie später “nachgeliefert”. Das war ziemlich anstrengend und “Feierabend” hatten wir irgenwie auch nie. Denn wenn Sophia endlich schlief, war Alexander meist schon wieder wach und forderte lautstark das Stillen ein und ich musste ins Schlafzimmer gehen. 3-8 Mal stillen und irgendwie zwischendrin schlafen. Unser nächster Schritt war also, dass der Papa beide Kinder gleichzeitig ins Bett bringt. Eigentlich sind sie das im Familienbett ja auch so gewohnt. Die erste Nacht war eine Herausforderung, aber dann lief es eigentlich gut. Ausser dass Alex es oft bevorzugte, vom Papa in den Schlaf getragen zu werden. Nun fiel also leider die Mama-Tochter-Exklusivzeit wieder weg, dafür gab es Eltern-Exklusivzeit, wenn beide Kinder schliefen. Is ja auch mal ganz nett!

Wie es weiter gehen sollte, bereitete mir lange Kopfzerbrechen. Deshalb habe ich auch so viele Wochen nichts mehr dazu geschrieben. Innerlich war ich richtig zerrissen. Einerseits war ich irgendwie total fertig von all den unterbrochenen Nächten, wollte einfach nur mal schlafen und auch irgendwie meinen Körper wieder für mich haben. Hört sich jetzt blöd an, ist aber so. Meine Zeit als Nahrungsquelle ist einfach für mich persönlich vorbei – der Kerl ist ja auch wirklich alt genug und isst problemlos am Tisch oder besser gesagt UNTER dem Tisch mit! ;)

Innerlich also zerrissen. Immer wieder zog ich den Rat “kalter Entzug” in Erwägung und verwarf es wieder. 3 Tage weg fahren und den Kleinen “sich selbst” überlassen?! Wozu baue ich bitte diese Bindung auf, wenn ich sie dann kaputt haue?! Es fühlte sich für mich einfach total falsch an. Aber so gings auch nicht weiter. Alex wurde wohl langsam klar, dass ich keine Lust mehr hatte auf Stillen. Seine Reaktion darauf war, NUR NOCH AN MIR DRAN ZU HÄNGEN! Also Nachts. Ich wurde die ganze Nacht als Schnuller verwendet. Nach ein paar Nächten ging ich völlig auf dem Zahnfleisch. Keine Kraft für den Alltag. Keine Kraft nachts “nein” zu sagen, weil dann auch kein Schlaf möglich gewesen wäre wegen des Geschreis. Der Papa versuchte zu helfen, aber Alex lies gar nichts zu.

Ich bekam den Rat, eine Geschichte zu erfinden mit seinem Lieblingstier, das langsam abgestillt und vom Papa liebevoll getröstet wird. Dazu sollte ich ihm sein Kuscheltier reichen und wenn er die Geschichte mag, abends dann mal sagen “wir machen es jetzt mal so wie beim Schaf!”. Das scheiterte dann daran, dass Alex mich gar nicht ausreden lies, wenn ich mit der Geschichte anfangen wollte. Er holte einfach ein Bilderbuch und wollte das lesen. Mit meiner ollen Geschichte konnte ich also einpacken.

Ich wurde immer müder und immer gestresster, bis ein kleiner Unfall von Sophia mich aus der Bahn warf. Kinder fallen immer mal hin, auch mal doller, und das gehört dazu. Aber irgendwie war ich so auf Schlafentzug und in Stress, dass mich diese zusätzliche Sorge überforderte. Ich reagiere auf Stress (auch den selbstgemachten) gern mal mit Magenproblemen. Ich verbrachte also eine Nacht mit Magenkrämpfen auf der Couch, die Kraft reichte gerade noch, um hin und wieder die Kloschüssel zu umarmen. Der Papa schlief bei den Kindern. Wie zu erwarten war, ging das Geschrei gegen 11 Uhr los. Und ich? Ich KONNTE nicht hin. Ich konnte einfach nicht aufstehen. Es ging körperlich nicht. Ich lag also auf der Couch und hörte ihn weinen und fühlte mich schrecklich und weinte gleich mit. Und was geschah dann? Es wurde ruhig!!! Hä?! Der Papa hatte es in relativ kurzer Zeit (vielleicht ne halbe Std?!) geschafft, den Knirps zu beruhigen. Und die restliche Nacht war NICHTS zu hören! Es hätte also für mich eine erste ruhige Nacht werden können, ohne den Magen. So war es halt für mich eine höllische Nacht, schon wieder ohne Schlaf. Der Papa sagte morgens, Alex hat irgendwie verstanden dass die Mama nicht kommt und wollte einfach nur kuscheln.

Nun sitze ich hier, mit einer Tasse Magentee und ordentlich Oberweite und tippe diesen Artikel. Es ist Abend. Ich bin gespannt ob diese Nacht auch “ungestillt” vergehen wird. Aber ich denke es sieht gut aus. Wars das jetzt? Ende des engen Bandes? Wehmut ist dabei. Und ein bisschen Vorfreude auf mehr Freiheit. Zwiegespalten wie immer. Das wird wohl noch ein paar Tage anhalten.